Genuss zu Neujahr & Silvester
Der Jahreswechsel ist seit jeher eine bedeutende Zeit des Innehaltens, des Nachdenkens und des Feierns.
Einst galt er als eine Phase der Unsicherheit, da man sich zwischen den Jahren bewegte. Rituale und Bräuche wurden genutzt, um Schutz zu suchen, das Vergangene zu reflektieren und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Dieser tiefe symbolische Charakter zeigt sich auch heute noch – vor allem in den kulinarischen Traditionen, die den Jahreswechsel bereichern.
Silvester: Feiern mit Genuss und Brauchtum
Der Altjahrstag, bekannt als Silvester, ist benannt nach Papst Silvester I., dessen Gedenktag am 31. Dezember im Heiligenkalender verzeichnet ist. Dieser Abend steht im Zeichen von Festlichkeiten, die Traditionen und Geselligkeit vereinen.
Ob elegante Dinnerpartys, heitere Raclette- und Fondue-Runden oder gemeinsames Kochen – gutes Essen ist an Silvester unverzichtbar. Besonders gut eignet sich auch eine kreative kalte Platte.
Das gemeinsame Zubereiten und Genießen von Raclette oder Fondue symbolisiert nicht nur die Zusammenkunft, sondern auch die Freude am kulinarischen Erleben. Diese Gerichte laden dazu ein, verschiedene Zutaten individuell zu kombinieren, was sie besonders für gesellige Anlässe attraktiv macht.
Zusätzlich bereichern jahrhundertealte Rituale wie das Bleigießen den Abend, bei dem in Wasser erstarrte Formen als Orakel für die Zukunft gedeutet werden. Alternativ greifen viele heute auf Wachs als umweltfreundlichere Variante zurück.
Der Walzer zur Melodie von "An der schönen blauen Donau" und der Klang der Pummerin gehören in Niederösterreich ebenso dazu wie der traditionelle Kurzfilm "Dinner for One".
Für Aktive beginnt die Silvesterfeier oft schon früher, etwa mit dem Silvesterlauf. Dieser moderne Brauch kombiniert sportliche Betätigung mit einem Gemeinschaftserlebnis und bietet eine Gelegenheit, die Vorsätze für das neue Jahr symbolisch zu manifestieren.
Neujahr: Ein festlicher Auftakt
Mit dem Wunsch "Prosit Neujahr!" – aus dem Lateinischen für „Es möge gelingen“ – wird das neue Jahr traditionell begrüßt. Neben dem Feuerwerk überbringen vielerorts Blasmusikensembles mit dem Neujahrsblasen musikalische Grüße. Dieser Brauch, der auf die Stadtpfeifer des Mittelalters zurückgeht, stiftet Gemeinschaft und vermittelt einen feierlichen Auftakt ins Jahr.
Einen besonderen kulturellen Höhepunkt bildet das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Die weltweite Übertragung dieses musikalischen Ereignisses, das Werke der Strauß-Dynastie zelebriert, erreicht Millionen von Menschen und ist ein Botschafter österreichischer Musikkultur.
Auch kulinarisch wird das neue Jahr mit Genuss eingeläutet. Traditionelle Speisen wie Schweinsbraten mit Sauerkraut oder Linsen symbolisieren Glück und Wohlstand.
Besonders Linsen gelten aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Münzen als Symbol für Reichtum und viele Taler im neuen Jahr. Süße Krapfen und Pralinen sorgen für einen genussvollen Start und sind Ausdruck der Vorfreude auf das kommende Jahr.
Rezeptideen
- Specklinsen mit Semmelknödel
- Linsen-Kürbis Eintopf, ein Rezept vom Biohof Brenner
- Apfel-Linsensalat mit Senfdressing
- Pizzaschnecken für das Silvesterbuffet
- gefülltes Zupfbrot zum Jahreswechsel
Glücksbringer zu Neujahr: Die Bedeutung hinter den Symbolen
Das Verschenken von Glücksbringern zum Jahreswechsel ist eine altbekannte Tradition. Doch warum stehen Symbole wie Schwein, Fliegenpilz oder Hufeisen für Glück? Die Ursprünge dieser Bräuche sind oft tief in der Geschichte verwurzelt.
Historische Wurzeln der Neujahrsgeschenke
Laut Kathrin Pallestrang, Volkskundlerin am Volkskundemuseum Wien, reicht die Tradition der Neujahrsgeschenke bis in die römische Zeit zurück. Damals sollten Gaben wie Münzen, Süßigkeiten oder Lampen das Schicksal positiv beeinflussen.
Im Mittelalter erklärte die Kirche den 1. Januar zwar zum Fasttag, doch die Tradition der Neujahrsgeschenke blieb bestehen – insbesondere als zusätzliches Einkommen für Dienstboten und Handwerker.
Heute sind diese Geschenke meist symbolisch, doch ihre Bedeutungen spiegeln vergangene Zeiten wider.
- Glücksschwein: Das Schwein symbolisierte früher Fruchtbarkeit und Wohlstand. Eine Sau konnte bis zu 12 Ferkel pro Wurf gebären, was sie zu einem wertvollen Tier machte. Wer Schweine halten und schlachten konnte, galt als wohlhabend. Traditionell wurde am Neujahrstag ein „Sauschädel“ gekocht, wobei der Rüssel als Delikatesse galt. Heute erfreuen sich vor allem Schweinchen aus Marzipan oder Schokolade großer Beliebtheit.
- Rauchfangkehrer: Ein Rauchfangkehrer bringt Glück – das war in früheren Zeiten wörtlich gemeint. Ein sauberer Kamin schützte vor verheerenden Bränden, die ganze Dörfer zerstören konnten. Daher galt die Begegnung mit einem Rauchfangkehrer als gutes Omen. Zudem waren sie am Neujahrstag oft die ersten Gratulanten, da sie traditionell zu diesem Zeitpunkt ihre Jahresrechnungen stellten.
- Hufeisen: Das Hufeisen wird als Glücksbringer verehrt, teils wegen seiner mondsichelähnlichen Form. Eine Legende erzählt von St. Dunstan, einem Hufschmied, der den Teufel mit einem Hufeisen in die Flucht schlug.
Ob über der Tür mit der Öffnung nach oben oder unten – das Hufeisen soll das Haus und seine Bewohner schützen.
- Fliegenpilz: Der rot-weiße Fliegenpilz gilt als ungewöhnlicher Glücksbringer. Seine symbolische Bedeutung reicht bis in die germanische Zeit zurück, wo er als Zeichen der Stärke und des Schutzes verehrt wurde.
Heute wird er meist aus Schokolade oder Marzipan verschenkt – die einzige sichere Variante.
- Glücksklee: Ein vierblättriges Kleeblatt ist selten und gilt deshalb als Zeichen für besonderes Glück. Wichtig ist, dass der Klee ohne Suchen gefunden wird, und er bringt erst dann Glück, wenn er verschenkt wird.
- Marienkäfer: Der Marienkäfer, auch „Glückskäfer“ genannt, wurde im Mittelalter der Jungfrau Maria geweiht. Seine sieben Punkte symbolisieren die Zahl des Glücks. Ein Marienkäfer soll behütet werden, denn ihm Schaden zuzufügen, bringt Unglück. Als süßer Glücksbringer wird er häufig aus Marzipan oder Schokolade verschenkt.
Tipp: Gestalten Sie die Glücksbringer für Ihre Liebsten doch dieses Jahr aus Germteig, so bringen Sie nicht nur Glück, sondern sorgen auch für ein kulinarisches Erlebnis. Hier geht's zum Rezept!
Historische und internationale Perspektiven
Der 1. Januar markiert nicht immer und überall den Jahresbeginn. Die römische Kalenderreform durch Julius Cäsar verlegte den Jahresstart 45 v. Chr. auf diesen Tag. Zuvor galt der 1. März als Jahresbeginn, was in den Monatsnamen September („sieben“) bis Dezember („zehn“) noch nachvollziehbar ist.
Weltweit variieren die Neujahrsfeiern stark, geprägt durch kulturelle Traditionen. Während das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana meist in den Herbst fällt, orientiert sich das chinesische Neujahr am Mondkalender und ist ein großes Familienfest. Auch das islamische Neujahr, der erste Tag des Monats Muharram, richtet sich nach dem Mondjahr und verschiebt sich im Sonnenkalender jedes Jahr.
Fazit: Genussvolle Momente und Rituale zum Jahreswechsel
Silvester und Neujahr sind mehr als nur Termine im Kalender – sie sind eine Zeit der Besinnung, des kulturellen Erbes und des kulinarischen Genusses. Durch traditionelle Gerichte, festliche Rituale und gemeinschaftliche Aktivitäten schaffen wir einen bewussten Übergang in das neue Jahr.
Lassen Sie sich inspirieren, Ihre persönlichen Bräuche mit besonderen kulinarischen Erlebnissen zu verbinden und den Jahreswechsel kulinarisch zu gestalten.
Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung der NÖ Volkskultur verfasst.
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